Die große Firewall – Herausforderungen beim Hosting in China
In unserer täglichen Arbeit werden wir von international aufgestellten Kunden häufig gefragt, warum ihre Webseiten auf dem chinesischen Festland gar nicht oder nur sehr langsam ausgeliefert werden. Die Antwort auf diese Frage ist simpel und kompliziert zugleich: Ursächlich ist der Auslöser die „große chinesische Firewall“.
Allgemein bekannt ist, dass Publikationen in China einer strengen Zensur unterliegen. Das gilt gleichermaßen für Print-Produkte und Online-Angebote. Die chinesische Führung hat ein ausgeprägtes Interesse daran, welche Botschaften innerhalb der chinesischen Grenzen verbreitet werden. Um dies kontrollieren und bei Bedarf filtern zu können, wurde ein technisches Konstrukt entwickelt, dass gemeinhin als „Great Firewall of China“ bekannt ist – in Anlehnung an die chinesische Mauer.
Diese Firewall müssen alle von extern einfließenden Datenströme überwinden. Die Übertragungsgeschwindigkeit wird dadurch signifikant verlangsamt. Je nach Content kann es dann auch passieren, dass die Firewall gar nicht überwunden werden kann und chinesische Internetnutzer vergeblich auf die Inhalte Ihrer Webseite warten. Bis vor einigen Jahren war diese Firewall mit speziellen technischen Lösungen (etwa VPN-Tunneln) noch relativ leicht zu umgehen. Das funktioniert heute aber nicht mehr, sodass andere Lösungen in Erwägung gezogen werden müssen.
Wie kann die Great Firewall of China überwunden werden?
Option 1: Hosting auf Server mit direktem Zugang zum chinesischen Netz
Eine Option ist, dass die Webseite auf einem Server gehostet wird, der eine direkte Anbindung an das chinesische Netz bietet. Dies ist vergleichsweise einfach und schnell umgesetzt, jedoch immer noch mit Einschränkungen in der Performance Ihrer Webseite verbunden. Sprich: die Inhalte werden zwar ausgeliefert (je nach Inhalt), aber es kann eine ganze Weile dauern, bis eine Seite geladen ist.
Option 2: Hosting via chinesischem Proxy-Server
Daneben besteht die Möglichkeit, einen Proxy-Server in China zu hosten, der über eine chinesische IP-Adresse verfügt. Dabei wird die Webseite weiterhin außerhalb von China auf Ihrem eigenen Webserver gepflegt, jedoch auf einem Proxy-Server innerhalb von China zwischengespeichert. Auf diese Weise können statische Inhalte sehr performant an chinesische Internetnutzer ausgeliefert werden. Dynamischer Content (etwa Suchergebnisseiten oder spezielle Inhalte hinter einem Frontend-Login) werden weiterhin von Ihrem regulären Webserver geladen und mit etwas Verzögerung ausgeliefert.
Der Haken: für diese Lösung ist eine sog. ICP-Lizenz („Internet Content Provider License“) zwingend notwendig. Sie wird vom chinesischen Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie vergeben und muss von einem chinesischen Partner beantragt werden. Dieser Partner kann etwa ein Mitarbeiter Ihrer chinesischen Niederlassung oder auch einer Ihrer Vertriebspartner sein. Je nach Art des Online-Angebotes (rein informativ oder kommerziell) kann dieser Prozess sehr aufwendig sein und sollte mit mehreren Monaten Vorlauf geplant werden.
Option 3: Hosting in China
Schließlich ist auch ein komplettes Hosting der gesamten Webseite in China denkbar. Das bedeutet, dass die Sprach- oder Länderversion der Seite aus dem ggf. vorhandenen mehrsprachigen Angebot (etwa einer Corporate Website) herausgelöst und separat auf einem chinesischen Server gehostet und betrieben wird. Der Aufwand für Wartung und Pflege dieses Angebotes ist entsprechend höher; allerdings findet der Datenstrom dann auch nur noch innerhalb Chinas statt und muss die chinesische Firewall nicht mehr überwinden. Dies wirkt sich nochmals positiv auf die Seitenperformance aus. Allerdings ist auch in diesem Fall eine ICP-Lizenz erforderlich.
Nice to know: Google wird in China blockiert
Die Auswertung von Nutzerstatistiken über Google Analytics, das Schalten von Anzeigen mittels Google AdWords oder das Einbinden von YouTube-Videos funktionieren daher in China nicht. Möchten Sie Ihre Webseite trotzdem allumfänglich in China darstellen und analysieren können, so sollten bzw. müssen Sie auf entsprechende Alternativen ausweichen.
Das direkte Pendant zu Google in China nennt sich "Baidu" und stellt einen Großteil der gängigen Google-Systeme für den chinesischen Markt zur Verfügung. Die Google Analytics Funktionalitäten können beispielsweise mit Baidu Tongji erreicht werden; die Anzeigenschaltung á la Google AdWords mit Baidu Tuigang.
Gerne stehen wir Ihnen bei der Auswahl geeigneter Alternativdienste für den chinesischen Raum zur Seite – Sprechen Sie uns gerne einfach an!
Zusammenfassung
Es gilt also zu prüfen, welche Bedeutung der chinesische Markt für das eigene Unternehmen bzw. das eigene Online-Angebot hat, um darauf basierend entscheiden zu können, wieviel Aufwand für einen chinesischen Ableger des Angebotes angemessen und gerechtfertigt ist. Wir werden an dieser Stelle gerne beratend tätig und helfen auch bei der Auswahl eines geeigneten Hosting-Partners. In einigen Projekten arbeiten wir beispielsweise mit unserem Partner WEBER.cloud China zusammen, der auch bei der Umsetzung der drei genannten Optionen unterstützen kann.
Wir freuen uns, wenn Ihr diesen Beitrag teilt.
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