Domainverwaltung (1): Das ideale Domain-Portfolio für Unternehmen
Ein eigener Domainname ist heutzutage für jedes Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Oft müssen aber neben der Haupt-Domain im Heimatland auch noch Markennamen und Auslandsmärkte abgedeckt werden. Wir geben in der ersten Folge unserer Serie über Domainverwaltung praktische Domainnamen-Tipps für die Zusammenstellung eines optimalen Domain-Portfolios.
Die zweite Folge befasst sich mit effektiver Domain-Verwaltung in Unternehmen.
Internet-Neustart: Welche Domains brauche ich?
Ein neugegründetes Unternehmen oder Start-up steht heutzutage oft vor dem Problem, dass ein Großteil der attraktiven Domainnamen mit den beliebtesten Domain-Endungen bereits vergeben ist. Wer schlau war, hat seinen Unternehmens- oder Markennamen aber eventuell sogar danach ausgesucht, dass die entsprechende Domain für die Wunsch-Endung noch verfügbar gewesen ist.
Tipp: Domainverwaltung nicht mit Webspace verknüpfen
In der Gründungsphase eines Unternehmens muss oft alles sehr schnell gehen. In dieser Phase wird dann gerne zu einem günstigen Webhosting-Paket gegriffen, das dann auch eine oder mehrere Domainnamen-Registrierungen beinhaltet. Diese Domainregistrierungen sollten Sie aber nicht für Ihre wichtigsten Hauptdomains einsetzen. Ein späteres Herauslösen der Domain aus dem Paket (z. B. wenn ein Hosting-Umzug ansteht) ist oft nur schwierig möglich.
Registrieren Sie Ihre zentralen Domainnamen bei Ihrem Hoster oder einem spezialisierten Registrar immer unabhängig von einem Webhostingpaket.
Was ist die passende Domain-Endung (TLD)?
Welche Domain-Endung (= Top-Level-Domain, oder abgekürzt TLD) angestrebt wird, sollte sich vor allem nach der Zielgruppe entscheiden. International ausgerichtete Unternehmen können sich für eine weltweit genutzte TLD wie .com oder .net entscheiden. Wenn das Tätigkeitsfeld auf Europa oder Deutschland beschränkt ist, bieten sich eher .de– oder .eu-Domains an. Ehrgeizige Gründer decken neben diesen offensichtlichen TLD noch weitere Länder ab, in die später expandiert werden soll.
Bei den meisten Domain-Registraren, die für Endkunden Domains vergeben und verwalten, kann vorab geprüft werden, ob der angestrebte Domainname für die Wunschendung noch erhältlich ist. Bei exotischeren TLD kann über die offizielle IANA-Liste der entsprechende Hauptregistrar für eine Verfügbarkeits-Abfrage ermittelt werden.
Wenn die Wunschnamen für alle bekannteren Endungen schon vergeben sind, bieten sich die neuen generischen Top-Level-Domains (gTLD) wie .info, .web oder .shop als Ausweichmöglichkeit an. Hier lohnt es sich aber nicht, mehr als ein oder zwei ideal passende Endungen auszusuchen.
Tipp für Neustarter: Beschränken Sie sich zu Beginn auf wenige Domains. Bevorzugen Sie etablierte Top-Level-Endungen.
Einprägsame Domainnamen wählen (wenn möglich)
Die Qualität eines Domainnamens bemisst sich vor allem an seiner Einprägsamkeit. Für Direkteingaben im Browserfenster gilt natürlich: Je kürzer, desto besser. Außerdem sollte sich der ideale Domainname einfach und eindeutig am Telefon buchstabieren lassen. Bei komplizierten Firmierungen sollte man über eine griffige Abkürzung nachdenken, die man z. B. auch für Social-Media-Profile verwenden kann. Auch der Haupt-Markenname kann als Domainname für das ganze Unternehmen sinnvoll sein.
Wenn eine Namenskombination nur noch in einer komplizierten Schreibweise (z. B. mit Bindestrichen) verfügbar ist, sollte vorsichtshalber geprüft werden, was sich hinter der gleichen Domain ohne Bindestrich verbirgt. Sonst können potenzielle Kunden dort unangenehme Überraschungen erleben. Das Gleiche gilt für Umlautdomains. Inzwischen ist es zwar möglich, Domains mit Sonderzeichen zu registrieren, allerdings neigen viele Nutzer immer noch dazu, unbewusst und automatisch Umlaute in Domainnamen aufzulösen. Wir raten daher eher zu Domainnamen ohne Umlaute. Mehr Argumente gegen Umlautdomains gibt es hier.
Zum Glück werden aber immer weniger Domain-Adressen direkt eingegeben. Meistens wird nur noch ein Firmen- oder Markenname als Suchwort in der Browser-Adresszeile eingegeben und die korrekte Domain dann über die Suchmaschinen angesteuert.
Daher ist dieser Faktor bei der Domainnamenswahl inzwischen nicht mehr so bedeutend wie früher.
Domainkauf und Domainübernahme – Domains aus zweiter Hand erwerben
Wenn die Wunschdomain in allen TLD bereits vergeben ist, kann man sein Glück noch einmal bei Domainhandelsbörsen wie Sedo versuchen. In Ausnahmefällen hilft auch ein direktes Kaufangebot an den Besitzer einer offensichtlich ungenutzen Domain.
Vor Beginn der Preisverhandlungen ist es sinnvoll zu prüfen, ob es sich um eine „verbrannte Domain“ handelt, die in der Vergangenheit von Suchmaschinen wegen Spam-Methoden abgestraft worden ist. Es gibt zwar Wege aus einer Abstrafung, diese kosten aber Zeit und Mühe. Eine Abstrafung sollte daher auf jeden Fall bei der Preisfindung berücksichtigt werden.
Leider ist das Einklagen einer Domain in der Regel wenig erfolgsversprechend. Markenrecht hilft zwar durch Unterlassungsansprüche eventuell bei der Unterdrückung unliebsamer Inhalte auf einer von Dritten gehaltenen Domain, bedeutet aber nicht automatisch, dass die Domain auch vom Inhaber einer Marke übernommen werden kann. Dieser Ansatz verspricht daher nur in Ausnahmefällen Erfolg.
Domain-Portfolio-Erweiterung für etablierte Unternehmen
Benötigt man als seriöses Unternehmen noch eine Keyword-Domain für SEO?
Kurze Antwort: Nein.
Ausführlichere Antwort: Lange Zeit galten Keyword-Domains – oder genauer formuliert „Exact-Match-Domains“ (EMD) – als der Königsweg zum Ranking für eine gewünschte Suchphrase. Allerdings wurde dieser Effekt durch einige Google-Algorithmus-Umstellungen zuletzt deutlich abgeschwächt.
Dennoch werden derartige Domains immer noch zu hohen Preisen gehandelt. Für Unternehmen, die eine starke Marke/Brand haben oder in den Markenaufbau investieren, stimmt hier oft das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr. Die benötigten Ressourcen sollten lieber in inhaltliche Arbeit und die Stärkung der eigenen Hauptdomain gesteckt werden.
Die eigene Hauptdomain wird ebenfalls für die gewünschte Suchphrase ranken, wenn genügend hochwertiger Content zum Thema vorhanden ist. Themenseiten profitieren dann idealerweise von der höheren Autorität einer Unternehmensdomain gegenüber einer einfachen Keyword-Domain.
Weitere Aspekte zum Domainportfolio in Hinsicht auf die Suchmaschinen-Optimierung werden in diesem ausführlichen Artikel bei Ryte.com beleuchtet.
Internationale Erweiterung des Domain-Portfolios
Bei etablierten Unternehmen werden neben dem Unternehmensnamen oft auch die Markennamen der wichtigsten Produkte oder Dienste in verschiedenen Ländern abgedeckt. Dabei kommt sehr schnell eine große Anzahl an Domains zusammen, die idealerweise schon bereits länger gehalten wird.
Ziel ist dabei vor allem die Domains vorzuhalten, falls es später einmal eine lokal angepasste Variante des Unternehmens oder Markenauftritts geben sollte. Außerdem wird verhindert, dass die Domain von unlauteren Mitbewerbern übernommen werden kann.
Neue Länder-TLD können dabei immer wieder zusätzlich ergänzt werden, wenn sich die zentrale Registrierungsstelle/NIC für die Lockerung einer zuvor streng regulierten Domainvergabe entscheidet.
Dennoch ist es nach wie vor für einige exotischere Länder-Endungen noch nötig, einen Ansprechpartner vor Ort oder einen international gültigen Markeneintrag vorzuweisen. Für diese Problem-Domains ist es in jedem Fall hilfreich, einen Registrar zu beauftragen, der Mitglied des jeweilig zuständigen TLD-Registry ist. Einige Registrare bieten als Zusatzleistungen einen Treuhandservice an, sofern lokale Ansprechpartner verlangt werden.
Wir empfehlen für komplizierte TLD-Fälle sehr gerne unseren langjährigen Registrar, die ingenit GmbH & Co. KG. (Dies ist kein Affiliate-Link, da es sich um eine echte Empfehlung handelt. 😉)
Reduzierung des Domain-Portfolios: Welche Domains können unbedenklich gelöscht werden?
Bei Änderung des Geschäftskonzepts oder der Aufgabe von Markennamen kann es sinnvoll sein, das vorhandene Domain-Portfolio zu reduzieren.
Neutrale Keyword-Domains können dabei ohne Probleme in Domainbörsen angeboten werden, und bringen so eventuell sogar noch einen kleinen Gewinn ein.
Nicht mehr benötigte Markennamen und Unternehmensnamen können beim Registrar auf die „Close-Liste“ gesetzt werden. So fallen zumindest keine zusätzlichen Kosten für diese Domains mehr an. Wenn aus markenrechtlichen Gründen eine sofortige Schließung der Domain nötig ist, wird oft eine Zusatzgebühr fällig.
Vorsicht bei der Aufgabe aktiv genutzter Domains!
Tipp: Wir raten stark davon ab, zuvor aktiv genutzte Domains unbesehen freizugeben. Einige Anbieter haben sich darauf spezialisiert, frei werdende Domains aufzukaufen und darauf eher unerfreuliche Inhalte zu publizieren, die dann bei Besuchern mit alten Bookmark-Einträgen eventuell zu Verstörung führen können.
Hintergrund dieser Praxis ist dabei natürlich, dass der ursprüngliche Besitzer die Domain dann oft (teuer) zurückkaufen möchte. Es sollte daher immer vorher geprüft werden, ob Kunden oder Mitarbeiter den Domainnamen noch aktiv nutzen.
Die zweite Folge unserer Artikelserie befasst sich mit effektiver Domain-Verwaltung in Unternehmen.
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