TYPO3 Conference 2013
Die diesjährige internationale TYPO3 Konferenz fand nach 2012 zum zweiten Mal in der Filderhalle in Stuttgart statt. Neben den bekannten Speakern aus der TYPO3 „Welt“ sind in diesem Jahr verstärkt externe Gäste zu bestimmten Themen eingeladen worden, sodass wir Teilnehmer auch einmal über den Tellerrand schauen können. Auch sind in diesem Jahr die Tage jeweils einzelnen Themen gewidmet, Tag 1 ist der Community Day.
Erster Tag: Community Day
Die Keynote zum Thema „The Keeper of Secrets – The Dance of Community Leadership“ von Leslie Hawthorn war sehr interessant und hat auch Ideen und Eindrücke vermittelt, wie man als „Community Manager“ agieren muss. Einige von den Punkten kann man auch gut als Anregung für die Arbeit in Teams aufnehmen. Der Talk von Simon Phipps „What’s Driving Open Source“ war sehr interessant und hat sehr gut die Zusammenhänge bei der Entwicklung von Open Source zusammengefasst und dabei die verschiedenen Communities beleuchtet. Einen Tausch der Slots von Leslie und Simon hätte ich in der Retrospektive deutlich besser gefunden – der Vortrag von Simon war deutlich inspirierender, spannender und enthusiastischer als der von Leslie, sprich eine echte Keynote!
In der Session zum Board und EAB der TYPO3 Association gab es leider für mich nichts Neues, neben der allgemeinen Einführung zum Thema Organe der Association hätte ich mir noch mehr Informationen über die aktuellen Themen gewünscht. Schade fand ich insbesondere das Interesse der Teilnehmer an diesem Talk.
Sehr gut waren die Pecha-Kucha Vorträge, ein Format was Spaß macht und Aktion auf die Bühne bringt.
Der Talk zum Thema „DEV Ops“ war laut Thema insbesondere für TYPO3 gedacht. Der Autor ist oberflächlich in das Thema eingestiegen, hat Änderungen in der Zusammenarbeit im Team durch die Einführung von DEV Ops erwähnt, ist dann aber leider nicht konkreter geworden. Die Verknüpfung mit dem Thema TYPO3 wurde dabei auch nicht aufgezeigt. Insgesamt war es ein eher schwacher Talk.
Spannend wurde das Thema „Themes“. Jo Hasenau und Kai Strobach haben Ihre Vision von Themes vorgestellt: Es wird einen einfachen Weg geben um ein Layout inklusive Content-Strukturen zu konfigurieren und anzupassen, ohne dass man viel programmieren muss. Etwas was andere CMS Systeme bereits können, TYPO3 aber noch nicht! Neben der technischen Lösung – alle benötigten Features sind bereits in der Version 6.2 enthalten – soll es auch eine organisatorische Lösung geben, wie man eigene Themes vermarkten kann. Für unseren Alltag in der Agentur heißt das, dass wir auf Basis von Standard-Layouts schnell ein TYPO3 System aufsetzen können. Für TYPO3 CMS insgesamt bedeutet das, dass die Eintrittsbarriere niedriger ist und somit TYPO3 wieder interessant für Designer und Einsteiger werden wird.
Leider hat man am Dienstag gesehen, dass viele Teilnehmer doch sehr an den technischen Themen interessiert waren. Bei dem sehr guten und spannenden Vortrag von Simon Phipps waren nur sehr wenige Stühle besetzt, ebenso auch bei dem Vortrag der TYPO3 Association. Schade, denn beide waren wirklich gut!
Zweiter Tag: Future Day
Der zweite Tag der T3CON13 stand unter dem Titel „Future Day“. Dieser Tag begann mit einer sehr guten Keynote von Vitaly Friedmann zum Thema „I want to be a web designer when I grow up“. In dieser Keynote hat er über seine Motive und die Arbeit beim Smashing Magazine berichtet und dabei einen Blick hinter die Kulissen des Smashing Magazines gegeben. Vitaly Friedmann hat auch nochmal darauf hingewiesen, dass die Performance von Webseiten ein sehr wichtiger Punkt ist. Die Keynote war sehr lebhaft und persönlich und hat dann auch direkt den Best Paper Award gewonnen.
Der Vortrag zum Thema „Hacking Social: Why developers have all the power in social media“ von Jesse Stay war ein schwacher Vortrag. Zu großen Teilen hat Jesse lediglich die Inhalte seiner Bücher zusammengefasst. Auch hat der Titel des Vortrages ein anderes Thema vermuten lassen, als der Inhalt des Vortrages wirklich beinhaltet hat.
Der Designer Jens Hoffman hat in „Vision for the next major version of TYPO3 CMS 7.0“ den aktuellen Status in Bezug auf User Experience und User Interface gezogen und seine persönlichen Ideen für die nächste TYPO3 Version skizziert. Für 2014 ist eine Neuauflage der UX-Week geplant, hier sollen gemeinsam Ideen gesammelt werden und direkt umgesetzt werden. Einige Anregungen zur Verbesserung sind bereits während der T3CON 2013 gekommen; ich bin gespannt wohin die Reise in Bezug auf UX geht.
Der Vortrag „The future of commerce“ von Stefan Willkommer war leider sehr schwach besucht, das Thema war dafür umso interessanter. Mit kleinen Filmen und Statistiken hat Stefan versucht, die Zukunft von eCommerce zu beleuchten und hat Ideen und Konzepte der Zukunft vorgestellt. Alle Konzepte haben eins gemeinsam, der Vertrieb von Waren wird in Zukunft nicht in getrennten „Channels“ ablaufen: Online, Mail-Order und Stores werden zu einem System verschmelzen – erfolgreich ist nur der, der dies in den nächsten Jahren möglichst gut zusammenführt.
Die Produktvorstellung von Pimcore als „Alternativsystem“ zu TYPO3 war sehr interessant: Im Gegensatz zu einem CMS ist das System eher im Bereich PIM (Produkt Information Management) zu Hause. Entsprechend gut sind dort die Funktionen und möglichen Anbindungen. Alle Funktionen und Daten lassen sich generell per API ansprechen, eine Funktion die ich derzeit noch bei TYPO3 CMS sehr vermisse. Als CMS ist das Alternativsystem von Haus aus im Backend noch etwas sperrig, über die API müsste man dann ein eigenes BE schreiben. Spannend, was andere Systeme so bieten – wenn wir einmal ein PIM System suchen, ist Pimcore sicher auf unserer Watchlist.
Für den verhinderten Carsten Lambrecht ist Vitaliy Friedmann mit seinem Vortrag „Responsive Web Design: Clever Tips and Techniques“ eingesprungen. Da uns das Thema auch sehr interessiert, habe ich mir den Vortrag natürlich angeschaut: Spannende Ideen die wir sicher das eine oder andere Mal prüfen werden. Leider werden die meisten Ideen – wie so oft in diesem Bereich – nur von den aktuellen Browsern unterstützt. Eine Alternativlösung muss also her. Kurzfristig werden wir aber zumindest die Tools prüfen, die Vitaliy zur Optimierung von Bildern und Code-Daten genannt hat. Da kann man sicher noch etwas rausholen.
Die letzten beiden Talks des Future-Days waren ganz TYPO3 NEOS gewidmet. Robert Lemke und Sebastian Kurfürst haben den aktuellen Stand von TYPO3 NEOS gezeigt (die Alpha 7 ist währen der T3CON erschienen) und die nächsten Schritte genannt. Das sieht in der Demo schon recht toll aus und soll auch für Entwickler und Anwender entsprechend gut funktionieren. Das Release für Version 1.0 ist übrigens der 10. Dezember 2013. In 2014 sollen dann die wichtigen Features wie Mehrsprachigkeit und Berechtigungen in Version 1.1 implementiert werden. Spätestens dann hat es den Funktionsumfang, den wir für eine Webseite brauchen.
Im Anschluss an diesen Vortrag hat Rasmus Skjoldan das aktuelle UX und die Zukunft in Bezug auf UX/UI für TYPO3 NEOS vorgestellt. Spannend sind die Konzepte, die dahinter stecken. Ich bin gespannt, ob diese auch so umgesetzt werden und welche Ideen davon ggf. auch in die nächsten TYPO3 CMS Version aufgenommen werden.
Dritter Tag: Business Day
Nach einem schönen Social Event und einer mehr oder weniger kurzen Nacht gab es zum Abschluss der T3CON13 den Business Day. Die Zahl der Jacketts und Anzüge war an diesem Tag deutlich höher. Leider gab es an diesem Tag auch einige Speaker, die ihren Vortrag nicht halten konnten. Die Keynote konnte ich leider aufgrund eines kurzen Meetings mit dem BCC und dem Kassier der TYPO3 Association nicht verfolgen, zum Glück gibt es aber die entsprechenden Videos.
Die beiden Case Studies von Jürgen Egeling und Volker Graubaum (der eingesprungen ist) waren beide gut und interessant. Leider fehlte mir bei beiden etwas der Enthusiasmus, um zu zeigen, was an dem Projekt besonders war. Anders war das bei der Präsentation von Kian Gould. Hier wurde das Projekt gut beschrieben und die USPs des Projekts mit dem notwendigen Esprit gut präsentiert und dargestellt. Eine gute Mischung aus Präsentation und Technik.
In der Case Study von Jan-Erik Revsbech hat man gesehen, wie sich TYPO3 in seinem Projekt gegen Drupal durchgesetzt hat. Die Anforderungen, die das Projekt erfüllen muss, ist klar die Verknüpfung der beiden Kerntechnologien: Seitenbaum und Taxonomie. Die Integration als Taxonomie auf Basis der TYPO3 Kategorien ist sehr gut gelungen. Wir haben bereits ähnliche Ideen in unserem Projekt Henkelhaus.de umgesetzt, jedoch nicht mit einer festen Taxonomie sondern mit Tags. Beide Projekte bieten die Möglichkeit, auf Basis der Kategorisierung passende Inhalte automatisiert auszugeben.
Unter „Selling Responsive Design“ von Javier Salas (der eingesprungen ist) hatte ich mir eigentlich Argumentationshilfen vorgestellt, wie ich das Thema an meine Kunden verkaufen kann. Der Talk war eigentlich nur eine, teilweise etwas wirre, Aneinanderreihung von Punkten zu diesem Thema. Schade eigentlich, zumal das Thema Responsive ja in aller Munde ist. Den Abschluss bildete Frank Feulner (der auch eingesprungen ist) mit seinem Talk „Making Data Talk“. Hier wurde der aktuelle Stand der synthetischen Texterzeugung vorgestellt und was man alles bei der Beschaffung und Strukturierung der Daten beachten muss. Interessant: Dabei werden die gleichen Daten und Modelle genutzt, die wir auch als Quelle für die Suchsysteme der Onlineshops benutzen. Ein sehr spannendes Thema, das mal wieder zeigt, dass eine gute Strukturierung der Daten und eine gute redaktionelle Pflege der Schlüssel zu einer ordentlichen Darstellung im Web (und nicht nur dort) ist.
Fazit
Insgesamt hat mir diese T3CON sehr gut gefallen, die neue Mischung aus TYPO3 Themen und weiteren Themen passt, der Blick über den Tellerrand hat sehr viel Kreativität freigesetzt. Die Themen waren für mich insgesamt deutlich besser als im letzten Jahr, auch die Qualität der Vorträge war besser. Damit hat für mich die T3CON den richtigen Schritt in Richtung Business Konferenz genommen. Ich wünsche mir, dass die Veranstalter diesen Weg weitergehen!
Schade fand ich, dass sich die Teilnehmer oft sehr ungleichmäßig auf mehrere Talks verteilt haben. In dem großen Saal mit 40 Teilnehmern fühlt man sich doch irgendwie verloren. Vielleicht kann man in 2014 ja zu bestimmten Schlüsselthemen deutlich weniger parallele Talks anbieten oder diese z.B. ganz alleine stellen. In 2013 wären das aus meiner Sicht am ersten Tag die Vorträge „What’s driving Open Source“, „Pecha-Kucha“, „Neos – How to make innovation happen“ gewesen.
2014 wird die T3CON in Berlin stattfinden, der Termin steht schon fest (8.- 10. Oktober) und ich habe mir bereits ein Ticket gesichert!
Übrigens: Alle Talks stehen bereits jetzt als Video zur Verfügung, entweder auf der Konferenz-Webseite oder unter http://www.youtube.com/user/typo3/videos?view=1&sort=dd&shelf_id=2.
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